Über Awareness

Die heutigen Konzepte der Awareness berufen sich auf jahrzehntelange Erfahrungen und Erkenntnisse von Aktivist*innen in Kämpfen gegen diskriminierende Gewalt. Von einigen Menschen wird Awarenessarbeit ausschließlich als antisexistische Praxis verstanden, da ihr verschiedene Formen feministischer Arbeit zugrunde liegen. Ein genauerer Blick zeigt aber, dass das Einbeziehen verschiedener Diskriminierungsformen und ihrer Überschneidungen Teil der Awarenessarbeit sein muss.

Darüber hinaus haben Ansätze und Strategien von Transformativer Gerechtigkeit und Community Accountability, also der Suche nach Alternativen zu sogenannten Sicherheitsbehörden insbesondere von Schwarzen und PoC Aktivist*innen, die Awareness-Arbeit in Deutschland geprägt.

Awareness enthält also auch eine Kritik an gesellschaftlichen Straf- und Kontrollsystemen, die nur die privilegiertesten und wenigsten von uns wirklich vor realer Gewalt schützen. Auch ein Blick auf die extrem hohe Anzahl an Übergriffen im Veranstaltungskontext und die äußerst geringe Anzahl an Verurteilungen in Prozessen um sexualisierter Gewalt zeigt, dass wir selbst Initiative ergreifen müssen, um entschieden gegen diskriminierende Gewalt vorzugehen und für Betroffene von Gewalt Auffangsysteme zu schaffen, die sie nicht retraumatisieren, sondern ihnen tatsächliche Handlungsmacht zurückgeben.

Awareness ist ein Toolkit, eine Strategie und eine Haltung. Awareness bedeutet, die eigene gesellschaftliche Positionierung zu erkennen und sich darin zu verorten. Das bedeutet auch, sich ständig mit Privilegien, Machtdynamiken und Ausschlussmechanismen zu beschäftigen und diese zu kritisieren.

In der konkreten Awareness-Arbeit wird dieses Wissen angewandt, um Veranstaltungen die wir besuchen und Räume in denen wir uns bewegen, sicherer zu gestalten. Dies passiert indem wir zum einen präventive Maßnahmen treffen und zum anderen als Unterstützer*innen vor Ort ansprechbar sind, Hilfsangebote stellen und Partei für von Gewalt betroffene Personen ergreifen.